2024 – Mehrseillängenklettern Muttekopfhütte
Die Muttekopfhütte hat klettertechnisch einiges zu bieten: Es gibt eine große Auswahl an Sportkletterrouten sowie spannende alpine oder sportlich abgesicherte Mehrseillängen. Wir, sechs Powders aus Karlsruhe und Innsbruck, wollten uns selbst vom guten Ruf der Muttekopfhütte und dem Klettergebiet drum herum überzeugen.
Da bei der einen oder dem anderen die letzte Mehrseillänge schon ein ganzes Weilchen her war, hielten wir Ausschau nach einsteigerfreundlichen, gut abgesicherten, nicht zu langen Mehrseillängenrouten (MSL) in einem einfachen Schwierigkeitsgrad. Allzu viele gibt es davon tatsächlich nicht. Die gut abgesicherten MSL in Hüttennähe am Guggerköpfle (Topo) waren leider noch etwas nass. Eine Seilschaft wagte sich trotzdem am Freitag nach dem Aufstieg noch in die einfachste Route „Hepke Vitale“ 5c. Nach der zweiten Seillänge mussten sie aber leider umdrehen.
Glücklicherweise trafen wir am Freitagabend nach dem Abendessen ein paar Locals, die uns auf die neu eingeschraubten Touren aufmerksam machten. Die Touren erfüllten alle unsere Kriterien und waren zudem noch an der nord-westlich ausgerichteten Seite des Hinteren Alpjochs, sodass wir Schutz vor der prallen Mittagssonne finden konnten.
Zwei Seilschaften entschieden sich für die Tour „Pati’s Menü“ von Andy Knabl, die in der schwersten Seillänge mit 5- und sonst leichter bewertet ist. Die sechs Seillängen der Tour sind gut mit Bohrhaken abgesichert. An den Ständen befinden sich außerdem neue Ketten und Ringe. Die dritte Seilschaft entschied sich für die Tour „Siebzehner“, eine der beiden Touren, die von Bergführern der Alpinärzte als Übungstouren eingerichtet wurden. Die Tour „Siebzehner“ hat fünf Seillängen, die schwerste davon ist mit 6 bewertet. Direkt daneben startet noch die Tour „Dry Men“ mit drei Seillängen und einer maximalen Schwierigkeit von 5.
Von weitem sehen die Touren sehr kurz aus, an der Flanke des Hinteren Alpjochs. Die drei Mehrseillängen führen hier auf einen dreieckigen plattigen Vorbau. Von der Muttekopfhütte folgt man dem Weg hoch zum Alpjoch. Beim Aufstieg erkennt man schon das markante Dreieck. Nach etwas weniger als 300 Höhenmetern ab der Hütte befindet man sich auf der Höhe des Dreiecks und biegt vom Weg in das Blockgelände ab. Nach einer sehr kurzen Kraxelei steht man dann am Einstieg der drei Touren.
Die Touren sind sehr gut abgesichert. Das Konglomeratgestein ist überraschend fest, es besteht aber dennoch eine nicht zu vernachlässigende Steinschlaggefahr. Da der Grat sehr schräg verläuft, konnten trotzdem beide Seilschaften mit etwas Abstand nacheinander in Pati’s Menü einsteigen.
Am vierten Stand der Tour Siebzehner kann schon schräg in die Abseilpiste hinein abgeseilt werden oder noch das letzte Stück auf die Spitze geklettert werden. Das letzte Stück zur Spitze ist gut machbar, es gibt aber nur noch einen Schlaghaken und auf der Spitze zwei Bohrhaken ohne Kette. Die Seilschaft der Siebzehner Tour ist noch bis ganz nach oben und hat dann die eingezeichnete Abseilpiste über die Route Dry Men gewählt. Mit 60m-Halbseilen kann man die unteren zwei Seillängen auf einmal abseilen. Es sollte beim Abseilen auf keinen Fall jemand unter den Routen und im Bereich darunter stehen: es besteht große Steinschlaggefahr. Zwei Seilschaften haben beim Seil Auswerfen größere Brocken mit abgeräumt. Zum Glück standen wir sicher am Einstieg von Pati’s Menü. Es gibt auch eine Möglichkeit über rechts abzusteigen. Wir waren allerdings von der Menge an losen Steinen abgeschreckt und entschieden uns daher fürs Abseilen.
Insgesamt war es eine sehr schöne Tour, die auch für Einsteiger geeignet ist. Die alpinen Gefahren sollten hier aber dennoch nicht unterschätzt werden.
An den darauffolgenden Tagen sollten wir leider nicht mehr so viel Glück mit dem Wetter haben. Wir verbrachten aber dennoch ein paar schöne Stunden in den Klettergärten rund um die Hütte, zählten unzählige Alpensalamander und genossen das gute Essen und die gemütliche Stimmung in der Hütte, während es draußen aus Eimern schüttete.