2021 – Klettersteigrunde Rosengarten

Acht Sommerpowders aus Karlsruhe und München sind dem Aufruf gefolgt und sammelten sich am Donnerstag, 12.8. 2021, am Karerpass, um die teilweise coronabedingte Bergabstinenz gemeinsam zu beenden.

Den kurzen Aufstieg zur Paolina Hütte meisterten wir in der Hälfte der angegebenen Zeit. Gut, denn so konnten wir uns oben auf der Hütte noch Spezial-Spezi nach freier Art der Hüttenwirtin („Was genau muss denn da rein? Geht das auch mit Zitrone?“) und diverse andere Kaltgetränke gönnen. Nach dem Essen (und nach der erfolglosen Suche nach einer Gitarre) und kurz vor dem Schlafengehen, schauten wir uns den Perseiden-Regen an. Radiant war angeblich das Sternbild Perseus, das am späten Abend in Nordost aufgeht. Das war aber uns und letztlich auch den aus allen Himmelsrichtungen (nur nicht aus Nordost) fallenden Sternschnuppen relativ egal.

Nach einer luxuriösen Nacht in gediegenen Zwei-Bett-Zimmern (jedenfalls für die, die schnell genug waren), und mit dem ungewohnten Luxus frischer Bettwäsche machten wir uns auf Richtung Paul-Preuß-Hütte. Nicht aber, bevor endlich unser Revier markiert wurde mit dem eigens mitgebrachten, und von anderen Dolomitentouren bekannten, Jagdhorn. Zwar verkündete das Horn nicht den Einfall von uns, wohl aber, dass der Hase tot war. Die Dolomiten waren nun also spätestens zu diesem Zeitpunkt vorgewarnt.

Es ging über den Masaré-Klettersteig und den Rotwand-Klettersteig; schönste Klettereien und Gratwanderungen. Die Tourenbeschreibung hatte hier nicht zu viel versprochen. Es folgten ein langer Abstieg und ein kurzer, aber recht knackiger Anstieg zurück zur Paul-Preuß-Hütte. Den Aperol schon fata-morgana-mäßig im Kopf, schafften diesen aber Alle und fielen über die kleine Hütte und ihren Aperolvorrat her. Die Reviermarkierung klappte auch hier ganz gut, spätestens zumindest nachdem alle ihre Socken und Schuhe ausgezogen hatten. Zum Glück waren wir hier die einzigen Gäste.

In einer schnell endenden Runde Punto (vom Verlierer auch „Ars***-Spiel“ genannt) musste ein gewisser Spieler erkennen, dass rot nicht (immer) die Farbe ist, mit der man gewinnt. Wieder einmal gab es frischbezogene Betten (für Einen sogar ein eigenes Doppelbett); dafür aber wieder keine Gitarre. Was ist nur mit den italienischen Hütten los? Die Prioritäten sind hier eindeutig falsch gewählt… Überrascht wurden wir Alle dafür von einem beeindruckend reichhaltigen Frühstück. Nun, fast alle. Eine Powderin hatte wohl sogar Erfolg bei den Sternschnuppen, wie sonst hätte sie den Orangensaft vorhersehen können?

Am Samstag ging es früh hinaus in die Kälte. Den Tanzplatz vor dem Rifugio Antermoia nutzte unsere Blaskapelle noch einmal, um tatkräftig zu verkünden, dass das Muffel tot war. Die Kesselkogelüberschreitung und der Laurenzisteig boten uns traumhafte Aussichten, tolle und herausfordernde Kletterstellen in luftiger Höhe. Unsere Ankunft auf der Tierser Alpl-Hütte wurde aus weiter Ferne wieder mit dem Horn angekündigt; sehr zum Missfallen einiger offensichtlich spaßbefreiter polohemdtragener Mitmenschen, die bereits auf der Hütte saßen. (Wir hatten bereits zuvor zwei Spione entsandt, die uns diese Info zutragen konnten).

Immerhin gelang es hier, in dem hütteneigenen, tief verborgenen Gewölbekeller eine Gitarre aufzutreiben. Natürlich haben wir dies gleich ausgenutzt und gesungen. Sogar der eifrige Leser unter uns konnte nicht widerstehen, hat irgendwann seinen Ernährungskompass aus der Hand gelegt und mitgesungen. Den Rest der Hütte konnten wir allerdings nicht überzeugen, selbst als Gabaliers „Hulapalu“ angestimmt wurde, blieb der Raum (bis auf unseren Tisch – versteht sich von selbst) gespenstisch still.

Am Sonntag in der Früh ereilte uns frohe Kunde: Der Maximilian-Klettersteig lässt sich ohne Rucksack bezwingen, da wir ohnehin wieder zurück zur Hütte müssen. Eine mutige Aufpasserin sicherte sich auf der gänzlich freien Terrasse einen guten Sonnenplatz und behütete die Rucksäcke für den Rest. Nach dem Klettersteig gönnten wir uns vor dem Weiterwandern alle noch eine Erfrischung. Zum Glück hatte die Hütte Ausverkauf – „Alles für 5 Euro!“.

Es folgte eine Wanderung mit Ziegenbegleitung und mit gegenseitiger Beratung hinsichtlich privater Altersvorsorge sowie der Auswahl der besten Krankenversicherung. Man könnte meinen, man wäre mit Ü-30ern auf Tour gewesen… Faszinierend an den Dolomiten – da waren wir uns alle einig – ist, dass man beim Blick auf die bereits zurückgelegte Strecke niemals denkt, dass man durch diese Scharte tatsächlich abgestiegen bzw. auf diesem Band gewandert ist.

Aufgrund der Ballermann-Stimmung auf der Paul-Preuß-Hütte haben wir uns gegen einen nochmaligen Zwischenstopp und für den direkten Weg zur Gartlhütte entschieden. Blöd nur, dass der ewig vorlaufende engagierte Leser auf der Paul-Preuß-Hütte auf uns warten wollte. Es galt also, das Jagdhorn auszupacken und eine entsprechende Botschaft abzusenden.

Angekommen an der Gartlhütte haben wir eine windige Runde Skull-King gespielt, in der ein einzelner Spieler erstaunlich gute Ergebnisse erzielte. Man muss aber schon auch erwähnen, dass sich bei diesem Spiel bereits einige Moglis unter den Mitspielenden befunden haben. Vielleicht hat auch niemand gesagt, dass man nur seine eigenen Karten kennen darf. Zu lernen galt es an diesem Nachmittag, dass man sich nicht zu lange waschen sollte, da sonst ein volles Radler während einer kurzen Abwesenheit auch mal ganz schnell verdunsten kann.

Nach dem Abendessen haben wir eine Runde Bohnanza gespielt, wobei hier aufgrund ziemlich fieser und nicht neutraler Verhandlungsmethoden („Mit Dir verhandeln wir erst gar nicht, wir haben schon gehört wie gemein Du spielst…“) definitiv das falsche Team gewonnen hat. Die kaputte Gitarre auf der Hütte wurde durch Kneipenchor-Gesang und Mundharmonika-Einsatz mehr als wieder wett gemacht.

Am Montagmorgen zogen bereits recht früh sehr dunkle Gewitterwolken auf. Eigentlich wollten wir über den Sandtnerpass auf dem Klettersteig zur Paolinahütte zurück. Nach anfänglicher Skepsis überzeugte uns letztlich ein heller Blitz am Einstieg, dass wir den Weg auf gar keinen Fall einschlagen sollten. Enttäuschung machte sich zunächst bei einigen breit. Am Berg geht jedoch – zumindest so unser Credo – niemand alleine. Die Karte und alle Wege stets im Kopf und die Gruppe im Sinn hatten wir schnell eine Alternative im Angebot. Also sind wir alle wieder zur Gartlhütte abgestiegen und über die Kölner Hütte Richtung Paolinahütte gewandert.

Auch wenn wir am letzten Tag etwas nass geworden sind, nun erst einmal geschundene Füße gepflegt werden müssen, es doch einen Schnarcher im Lager gab, bei Spielen wieder arg geschummelt wurde und wir nur einen Abend singen konnten, … war es doch mal wieder eine sehr schöne Tour. Vielen Dank an Alle!

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