2014 – Kayak Tagebuch der PowderParty-Wildwasser-Selbsthilfegruppe

 Kayak Tagebuch der PowderParty-Wildwasser-Selbsthilfegruppe

Titel- und Montag

Tag 1 | Samstag

Liebes PowderParty-Tagebuch, wie üblich treffen wir uns gegen 8:00 an der Bibliothek des KIT. Nach erfolgreicher Montage der GoPro-Halterung an der Decke des VW-Buses sind wir uns alle einig, dass sowas eigentlich zur Serienausstattung gehören sollte. Jetzt nur noch Bildrate, Auflösung, Auslöseintervall und Radiosender eingestellt und dann kann es auch schon losgehen.

Die Fahrt verläuft relativ problemlos. Nur die GoPro bittet regelmäßig um etwas Lithium-Ionen-Nachschub um ihren Hunger nach Energie und Bildern zu stillen.

Dass es sich um ein Event der sogenannten Premium-Klasse handelte, wurde uns spätestens klar, nachdem wir insgesamt 3 Landesgrenzen überquerten.

Und dann sind wir auch schon im gelobten Land des türkis-blauen, rauschenden Wildwassers – Slowenien. Über äußerst schmale Straßen und durch edle Wälder und Täler kommen wir nach ca. 8 Stunden Fahrt in Čezsoča an.

Unser Apartment war leider immer noch nicht einzugsfertig, also beschlossen wir einkaufen zu gehen. Nach erfolgreicher Montage der GoPro-Halterung an einem slowenischen Einkaufswagen konnte auch dieses Kapitel aufgeschlagen werden.

Sonntag

Tag 2 | Sonntag

Wir schreiben Sonntag den 31. August. Das bedeutet leider auch, dass wir uns immer noch einen Tag gedulden müssen, bis sich das Neopren an unsere Haut schmiegen wird. Es kribbelt schon ziemlich in den Fingern!

Also beschließen wir uns die Zeit in PP-Manier zu vertreiben, was so viel heißt, wie: Heute ist Wandertag. Da sich der größte Wasserfall Sloweniens ganz in der Nähe befindet, müssen wir da hin. Der Wasserfall ist gleichzeitig auch die Quelle des Flusses „Boka“. Nach ca. 2 Stunden wandern auf etwas abenteuerlicheren Wegen als den typischen Alpenpfaden, sind wir am Ziel angelangt.

Eine imposante Menge Wasser kommt quasi aus dem Nichts und fließt in das slowenische Tal der Soča. Nach einer kurzen Verpflegungspause geht es auch schon wieder ins Tal hinab. Am Abend gibt es noch ein gemeinsames Treffen, bei dem alle Kursteilnehmer der kommenden Woche ihren Gruppen und Lehrern vorgestellt werden. Team PowderParty wird den Lehrerinnen! Jana und ihrer reizenden Assistentin Meike zugewiesen. Desweiteren hat Susanne aus München das große Los gezogen und darf uns die kommenden Tage ertragen. Doch trotz ihres Altersvorteils stellt sie sich als wirklich coole Münchner Socke raus, die fast jeglichen unseres Unfugs mitmacht.

Montag

Tag 3 | Montag

Endlich ist Montag. Voller Erwartungen, trifft sich die versammelte PowderParty-Mannschaft zum Frühstück bei Rührei und frischem Espresso. Wir philosophierten über korrekte Paddel-Eintauch-Tiefen, die besten Angles für sicke GoPro-Footage und was wir mit demjenigen machen sollen, der die Eskimorolle am Ende des Tages immer noch nicht kann.

Die 30 Meter zur Kayak-Schule sind schnell bewältigt und die feierliche Übergabe einiger orangener und grüner Euroscheine, die uns zu unserem Kajak-Glück verhelfen sollen, schnell vollzogen. Danach werden wir auch schon mit allen erdenklichen, fancy Kajak-Klamotten ausgestattet. Dazu gehören: Neoprenanzug und -schuhe, wasserabweisende Jacke mit Neoprenabschlüssen, Spritzdecke, Helm und Schwimmweste.

Mit Ernüchterung werden wir anschließend aufgeklärt, dass die „Rolle“ nicht Teil des Kurses sein wird und schon gar nicht werden wir direkt im Wildwasser, ja nicht einmal im Fluss selbst anfangen. Zum See auf der italienischen Seite soll es gehen, also laden wir die Boote auf den Anhänger und fahren mit zwei Autos los.

Am See angekommen, machen wir uns endlich ans Werk und versuchen zuerst … geradeaus zu fahren. Die besondere Bootsform unserer Kajaks macht aber schon diese vermeintlich leichte Übung zur Herausforderung.

Wir erlernen außerdem die Kunst der Bogenschläge und des Aufkantens. Nach einer kurzen Mittagspause geht es wieder aufs Wasser, wo wir anschließend den Klassiker jedes Pausenhofs zum Besten geben und spielen Fangen. Irgendwie müssen uns die Mädels ja aus der Kraftreserve locken!

Dienstag

Tag 4 | Dienstag

Liebes PowderParty-Tagebuch, der große Tag ist endlich gekommen um all unsere Sehnsüchte nach rauschendem, türkis-blauen Wasser zu erfüllen. Leider erwachen wir mit der Erkenntnis, dass es heute auch von oben nass werden soll. Aber wahrscheinlich ist Kajakfahren so ziemlich der einzige Sport, bei dem es nun wirklich egal ist woher das Wasser kommt. Nass wird man so oder so.

An der Kajakschule angekommen nehmen wir dann auch die frohe Botschaft in Empfang: Heute geht es endlich auf die Soča! Doch zuvor müssen wir noch etwas Theorie pauken und lernen so nützliche Dinge über Sachen wie Kehrwasser und Verschneidungszonen.

Wenig später lernen wir auch die Kehrseite des Kajakfahrens kennen. Wir brauchen ein Auto mehr als am See, da man ja auch irgendwie wieder von der geplanten Ausstiegsstelle zum Einstieg und dann zur Basis zurück muss. Wir fahren mit einer weiteren Gruppe zum Einstieg und laden die Boote und Kajakfahrer ab. Anschließend geht es für die Fahrer noch weiter zum Ausstieg. Dort stellen wir zwei Autos ab und fahren mit einem Auto wieder zum Einstieg zurückfahren. Was für ein logistischer Aufwand!

Unsere Gruppe verbringt einen sehr lehrreichen Tag auf dem Fluss, der uns auch vermittelt, dass man mit einem Kajak kanten muss. Zu zaghaftes Kanten wird in der Regel vom Fluss mit der Höchststrafe geahndet. Das bedeutet zum einen die Bekanntschaft mit dem ca. 12°C kalten Wasser zu machen und zum anderen für jeden Ausstieg unter Wasser einen bunt lackierten Fingernagel nachmittags an der Basis. Schon am ersten Tag auf dem Fluss verursachen wir einen beachtenswerten Verbrauch an pinkem Nagellack, den sich Jonas aussuchen darf, da er es als einziger schaffte nicht baden zu gehen.

Also wurde das wohlverdiente Pivo am Abend mit lackierten Fingernägeln geöffnet, schmeckte dafür aber umso besser.

Mittwoch

Tag 5 | Mittwoch

Heute geht es wieder auf einen neuen Flussabschnitt. Erfreulicherweise stellt sich heraus, dass wir uns schon an der Basis umziehen können, da wir direkt an der Schule in das nasse Vergnügen einsteigen werden. Doch zuerst wird der gestrige Tag anhand des Videomaterials analysiert. Damütig nehmen wir den zaghaften Einsatz unserer Kajak-Kante zur Kenntnis … dabei fühlte es sich doch immer sooo schräg an.

Endlich zurück auf der Soča, ging es nach kurzer Fahrtzeit auch gleich wieder ins Kehrwasser um weiter an unseren Skills zu feilen. Fahrt aufnehmen, Bogenschlag, Kanten, Grundschlag, Bogenschlag, Kanten. Und wieder waren einige Fingernägel auf dem PowderParty-Konto.

Auf die übliche Frage nach unserer konditionellen Verfassung (1=sehr müde, 10=topfit) erwiederten wir stets ein deutlich zu hörendes: ZEEEHN … sind ja schließlich nicht zum Spaß hier.

Und allmählich lernten auch Jana, Meike und Susanne unseren Wortschatz zu schätzen. Worte wie „Premium“, „Zehn“, und „Performance“ gingen fortan nicht nur über unsere Lippen.

Nach einem weiteren erfolgreichen Tag auf dem Fluss stiegen wir wieder in die 8 km weiter unten abgestellten Autos und fuhren zur Basis wo heute die Farbe Gelb auf dem Fingernagelprogramm stand. Da trockenes Wetter angekündigt wurde, beschlossen wir noch ein kleines Grillfest zu veranstalten. Und so endete der Tag mit dem erfolgreichen Entfachen der Kohle und dem Öffnen des Pivos.

Meike muss uns für die letzten zwei Tage verlassen und so wurde uns zu fortgeschrittener Stunde Micha „Der Bär“ vorgestellt.

Donnerstag

Tag 6 | Donnerstag

Da wir uns am Abend zuvor noch mit Jana und Daniel um 9:00 verabredet hatten gemeinsam zum Bäcker zu fahren, machten wir uns in weißer Voraussicht schon gegen 8:45 auf und konnten erfolgreich die Schokoabteilung leer kaufen.

Nun sollten wir heute also mit dem „Bären“ das Vergnügen haben. Zu unserer Verwunderung starteten wir damit noch einmal an Land die richtige Ausführung der Schläge zu üben. Ohne Ausnahme dachte wohl jeder, ob wir Profis nun wirklich noch einmal bei Adam und Eva anfangen. Doch es offenbarte sich, dass Micha unter seinem Carbon-Helm doch einiges an pädagogischem Feingefühl zu bieten hatte.

Wir stiegen an der gleichen Stelle wie am Tag zuvor ins Wasser und mussten, da wir eine längere Strecke als am Mittwoch vor uns hatten, mehr durchpowern – zu unserer Freude natürlich.

Trotzdem wurde natürlich das ein oder andere Kehrwasser mitgenommen wobei der Einsatz der Kante mittlerweile recht souverän umgesetzt wurde. Micha’s fast schon meditative Art die Übungen zu erläutern lies unsere Lernkurve noch einmal erheblich ansteigen. Während seiner Ausführungen lag sein Boot oft mitten in der Strömung, dabei rührte er einhändig mit seinem Paddel in dem Fluss herum, als koche er gerade Suppe. Irgendwo müssen sich 30 Jahre Kajakerfahrung wohl doch bemerkbar machen.

Doch bei aller Überei war das Hauptziel des Tages endlich Jonas schwimmen zu sehen. Und so sollte er wenig später rückwärts aus dem ruhigen Kehrwasser in den rauschenden Fluss einfahren, was er … schaffte.

Doch endlich. Wenig später beim rückwärtigen einfahren in eine recht ordentliche Welle, schwamm auch Jonas endlich und hatte sich seinen ersten lackierten Fingernagel verdient. Wenn auch etwas erzwungen.

Zurück im Appartment – der Pivo-Kisten-Stapel hatte mittlerweile eine besorgniserregende Höhe erreicht – waren die Lichter tatsächlich schon gegen 22:00 Uhr erloschen.

Freitag

Tag 7 | Freitag

Da heute der schwarze Nagellack zum Einsatz kommen soll, stellen wir uns schon beim Frühstück auf einen wasserreichen Tag ein. Zusammen mit Jana und Micha geht es heute flussaufwärts um die „Abseil“-Strecke zu fahren. Nach dem Abladen der Boote geht es auf einem schmalen Waldpfad zur Einstiegstelle, die uns mit herzlichem Rauschen empfängt.

Wir machen die Kajaks fertig und rutschen ins türkise Vergnügen. Den Blick flussaufwärts gerichtet kommt uns das tosende Wasser durch eine kleine Schlucht entgegen. Dann geht es endlich den Flussabwärts durch die erste Sektion. Am Ende erhebt sich der sogenannte „magnetische Felsen“. Erwischt man eine falsche Linie, wird das Kajak samt Inhalt magisch angezogen und man klebt durch die Strömungsverhältnisse am Felsen. Sollte man die Grundregel „Kiss the rock“ missachten geht man ebenfalls baden.

Links vom Felsen erstreckt sich eine Hängebrücke über den Fluss und einen kleinen Pool. Jana fragt, ob wir von dem ca. 4 Meter hohen Felsen ins Wasser zu springen möchten. Wir verstehen die Frage nicht und ziehen die Boote mit einem breiten Grinsen im Gesicht an Land und klettern zusammen über den kalten Stein auf die Brücke. Nachdem jeder mehrere Male mit voller Kajakmontur im Pool landet stellt sich rein interessehalber natürlich die Frage, ob das ganze nicht auch mit Kajak, bzw. darin sitzend funktioniert. Und so sitzt der erste 3 Minuten später im Kajak einige Meter über der Wasseroberfläche an der Felskante. Das Paddel möglichst weg vom Gesicht haltend um keine Zähne zu verlieren machen sich Mann und Material mit Ziel Wasser auf den Weg. Bei korrektem Eintauchwinkel nimmt einen das Wasser sanft in den Arm und gibt noch einen Schmatzer auf die Backe. Fällt man hingegen zu flach auf das Wasser, wie es Marc erfahren durfte, zeigt dir das Wasser die kalte Schulter und verpasst dir noch einen Tritt in den Hintern, woraufhin sich die Wirbelsäule nicht gerade dankbar zeigt. Sogar Susanne macht nach leichtem zögern („lass erst mal die Jungen versuchen ob das klappt“) diesen Spaß mit, als sich ein Freiwilliger findet und ihr das Kajak den Fels hoch trägt.

Anschließend geht es weiter im rauschenden Nass durch weitere erheiternde Flussabschnitte. Viel zu früh sehen wir die Brücke unseres Ausstiegspunktes und sind wohl nicht überzeugend genug, das ganze ein zweites Mal zu fahren.

Den Abend lassen wir gemeinsam in der unter Kajaklehrer-Locals berühmt, berüchtigten Bar „Chena Ouza“ (oder so ähnlich) ausklingen und schwanken am frühen Morgen zurück zum Apartment.

Samstag

Tag 8 | Samstag

Der Tag der Rückfahrt ist gekommen. Und so räumen wir nach einem letzten Frühstück unser Hab und Gut zusammen, verstauen alles im Bus und fahren über Italien und Österreich wieder zurück in die Heimat. Kaum sind wir über die deutsche Grenze gefahren, werden wir recht herzlich von warmen Sonnenstrahlen begrüßt. Der diesjährig generell schwache Sommer in Slowenien hat sich auch in unserer Woche bestätigt.

Damit endet unser Ausflug in die Welt des Wildwassers und der Kajaks und wir sind uns sicher, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Hvala lepa an unsere Lehrer: Jana, Meike und Micha „Der Bär“ … ja, und natürlich: ZEHN!

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