2025 – Gratwanderung im Piemont
Tag 1. Los geht’s um 4:30 Uhr am Mittwochmorgen für sieben Powders und Fast-Powders. Der Verkehr meint es gut und wir kommen gerade so rechtzeitig, um den Anschlussbus zu erwischen. Schließlich bringt uns noch ein Taxi den übrigen Weg zum Startpunkt unseres Aufstiegs zur ersten Hütte (Rifugio Mombarone). Zum Leidwesen aller scheint die Hütte gerade nicht besonders auf der Höhe. Es gibt kein Trinkwasser, dafür aber Wegwerfgeschirr. Positiv zu verbuchen sind aber ein wunderschöner Doppel-Regenbogen und nächtliches Wetterleuchten. Außerdem können wir uns im gesamten Lager ausbreiten, da wir die einzigen Gäste sind.
An Tag 2 geht es vom Rifugio Mombarone zum Rifugio Barma – kein ganz kurzer Weg und größtenteils direkt am Grat entlang. Manche besteigen anfänglich noch jeden (wirklich jeden) „Gipfel“ am Grat, aber spätestens als entfernter Donner grollt und es zu nieseln beginnt, wird auch in „Team Schnecke“ mehr auf Effizienz gesetzt. Bessere Karten hat „Team Schnell“ – sie schaffen es zur Hütte, ohne nass zu werden. Abends wird reevaluiert, welcher Weg zu gehen ist. Die Optionen: Grat (der ursprüngliche Plan), Westweg (vorgeschlagen von einem Hüttenmitarbeiter) oder Ostweg (Komoots Favorit).
Tag 3. Mit leichten Personalwechseln macht sich Team Schnell auf den Gratweg. Das wahre Abenteuer steht allerdings Team Schnecke bevor: Ziel ist der Ostweg, laut Online-Karten der kürzere von den beiden Nicht-Grat-Wegen. Damit es nicht zu entspannt wird, verpassen wir allerdings erst einmal eine Abzweigung und latschen ein wenig weiter runter als notwendig. Aber kein Problem – eine ganz und gar nicht steile Straße bringt uns schnell wieder hoch, sodass wir rechtzeitig in Position sind, um den nächsten Abzweig zu verpassen. Ebenfalls kein Problem – dann eben querfeldein über das Heidekraut. Ein einsamer Trailrunner kommt uns entgegen: Er habe den Weg nicht gefunden. Na, da wird er wohl einen anderen Weg gesucht haben. Oder er hat einfach nicht gut genug geschaut. Wir lassen uns nicht beirren und gehen weiter hoch, dann runter, dann stellen wir vollkommen überraschend fest: Es gibt den Weg nicht. Ein Hoch auf akkurate Karten!
Wir beißen also in den sauren Apfel und drehen um. Es geht wieder hoch, dann wieder runter und am frühen Nachmittag kommen wir endlich auf dem Westweg an. Allerdings ist es so spät, dass es bis zur geplanten Hütte wohl kaum reichen wird. Umplanung ist vonnöten. Team Schnell ist zu dem Zeitpunkt schon fast bei einer Hütte auf dem Weg und organisiert drauflos: Anstatt wie geplant bis zum Rifugio Rivetti zu gehen, können wir im Rifugio della Vecchia Unterkunft finden. Und unsere Etappe für Tag 4 führt dann nicht wie geplant zum Rifugio Carestia, sondern zum Rifugio Rivetti. Team Schnell leistet ganze Arbeit und kommt dann auch noch in Teilen Team Schnecke entgegen, um auf den letzten Kilometern zuckerhaltige und tatkräftige Unterstützung beizusteuern!
Tag 4. Auch wenn das Rifugio della Vecchia uns spontan aufnehmen konnte, haben sie eine Sache doch ganz und gar nicht im Griff. Zentrale Frage des Morgens: Wie konsumiert man in Italien Müsli? Auf jeden Fall weder aus Schüsseln noch mit Milch, so viel ist klar.
Wieder vereint laufen wir alle sieben gemeinsam los und turnen auf den großen Steinbrocken am Grat herum. Erst als wir auf einem anspruchsvollen, versicherten Stück ankommen, trennen wir uns wieder. Leider muss die eine Hälfte ein Stück zurückgehen, dafür sind sie schließlich aber auch früher bei der Hütte. Die andere Hälfte krabbelt ein paar ausgesetzte Stellen und eine mit Kette versicherte Platte entlang. Ganz am Ende versucht man noch, einen weiteren Gipfel dranzuhängen, aber erneut enttäuschen die Online-Karten. Wäre da ein Weg gewesen? Unklar. So jedoch müssen heute auch die Extrarunden-Dreher mal einen Weg doppelt gehen.
An Tag 5 geht es nur noch bergab. Die Vorhut holt bereits das Auto, die anderen kuscheln noch mit Schafen, Ziegen, Hunden und Eseln auf dem Weg runter. Der Weg zurück klappt wie am Schnürchen und die Heimfahrt ebenso.







