2015 – Königsjodler
Laut Google Docs sollten sich am Freitagmorgen, den 21. August 2015, vier Powders auf den Weg ins wunderschöne Berchtesgadener Land zum Hochkönig machen. Doch als auch noch 20 Minuten nach der vereinbarten Abfahrtszeit ein Mitstreiter fehlte, entschlossen wir einstimmig unsere Reise nur zu dritt zu beginnen. Dementsprechend luxuriös war das Platzangebot im treuen Sharan. Die anfängliche Müdigkeit verflog spätestens nach Überfahren der österreichischen Grenze und auch eine Pipipause welche ungewollt zur Sightseeing Tour durch das idyllische Städtchen Golling wurde, schmälerte unsere Vorfreude nicht.
Am Dientner Sattel zu Fuße des Hochkönigs angekommen räumten wir unsere Rucksäcke bis auf das Nötigste aus und unternahmen eine kleine „Aufwärmrunde“ auf die Grandlspitze. Der Anstieg wurde trotzt falscher Wegwahl in atemberaubender Zeit bewältigt und auch dichter Nebel und Schneeregen konnten uns nicht davon abhalten, die 170 Klettermeter zu bewältigen. Auf dem Gipfel bestaunten wir die umliegenden Berge durch die zeitweise auftretenden Wolkenlöcher. Auf dem Abstieg nutzten wir dann eines dieser temporären Wetterphänomene für eine kurze Rast, um unzählige Käsevariationen zu verkosten (Vielen Dank an Mario).
Übernachtet wurde auf einem Zeltplatz nahe Zell am See. Dort trafen wir dann auf Alina und Jonas, welcher sich schon durch einen Tritt in eine Wespe einer vorbeugenden Schmerzimmunisierung unterzog. Am frühen Abend genossen wir dann zu fünft ein festliches Abendmahl mit Diversem vom Campinggaz und Bordeaux Grand Cru. Um am nächsten Morgen in aller Frühe fit zu sein verzichteten wir schweren Herzens auf die unzähligen Premiumangebote des von Tobi ausgewählten Luxuscampingplatzes. Sauna, Spa, Solarium, Kinderzügle, Tennis, Badesee mit 25 Grad sowie Trampolin und ein Fitness Center seien nur ein paar dieser Angebote.
Stattdessen legten wir uns schon gegen halb Neun in unsere Daunenschlafsäcke und schliefen in deren wohliger Wärme auch sogleich ein. Lediglich Tobi stand mitten in der Nacht um 22:30 Uhr nochmal auf, um unsere fünf Nachzügler zu begrüßen und ihnen den Weg zum Basecamp zu beschreiben. Fabi hatte es dann nun doch auch noch zu uns geschafft. Die Folgen dessen waren ein leer gegessener Topf Tortellini sowie eine Nacht im Biwaksack. Beides wurde gut überstanden.
Am Samstag morgen klingelten die Wecker Nachts um Drei und rasch wurden alle Zelte abgebaut und die Überreste des vergangenen Abends beseitigt. Das Frühstück kam dabei ein bisschen zu kurz und so brachen wir pünktlich um Vier mit dem Auto auf zum Einstieg. Aufgrund einiger Orientierungsschwierigkeiten der Lokalhelden und dem daraus folgenden Vorbeischießen am Parkplatz verzögerte sich der Aufbruch ein wenig, dies wurde jedoch durch ein straffes Tempo bis zum Einstieg des Klettersteigs aufgeholt. Trotz des frühen Aufstehens hatte jeder beim Anblick des atemberaubenden Sonnenaufgangs ein Lächeln im Gesicht.
Dann standen wir um halb 8 am Einstieg des Königsjodler Klettersteigs. Die Gurte wurden angelegt, Rastschlingen eingebunden und die Verschlüsse der Helme klackten. „Der Königsjodler […] ist der schwerste Klettersteig am Hochkönig und der längste Salzburgs. Er überwindet in rund 1700 Klettermetern die Teufelshörner, den Kematstein und endet am Hohen Kopf. Der Steig hält sich meist direkt an der wilden Gratkante. Er überwindet äußerst spektakulär kleine und große Schluchten.“
Das sind die Worte aus dem Klettersteigführer die in unseren Ohren widerhallten und so stiegen wir um 8 Uhr in den Klettersteig ein. Das Plaisirteam wurde beim Klettern schon bald von einheimischen Zwangsperformern aus dem Morgenschlaf gerissen. Nachdem die erste Stelle direkt am Einstieg von allen gemeistert wurde und alle sich an Fels und Stil des Klettersteigs gewöhnt hatten steigerte sich das Wohlbefinden sowie der Genuss stetig trotz steiler, ausgesetzter Stellen. Und wenn es dann doch mal nicht weiter ging: bolzen und hochriegeln. Nicht zuletzt wegen der grandiosen Ausblicke und dem schönen Wetter kam jeder glücklich und zufrieden am Ausstieg an.
Eintrag vom 22.08.2015, 13:45 (MEZ + 1): Fels ist bezwungen, frei atmen Lungen, ach, wie so schön ist die Welt. Handschlag, ein Lächeln, Mühen vergessen, alles auf’s Beste bestellt.
Die verbliebenen Wandermeter bis zum Matrashaus auf 2941m wurden entspannt zurückgelegt und schon bald konnten wir Bergschuhe gegen Hüttenschuhe und Hardshell gegen Daune tauschen. Kaum am Matrashaus angekommen, wurde Felix Baumgartner mit dem Hubschrauber eingeflogen, um uns persönlich zum Bezwingen des Königsjodlers zu gratulieren.
Allerdings hätten wir eine Verwendung der Transportkapazitäten des Helis zum Auffüllen der inzwischen leeren Weizenbiervorräte bevorzugt. Der Tag endete außergewöhnlich früh um halb 8 im Lager B, ganz nach oben, erst links und dann wieder rechts. Alle bis auf zwei hyperaktive Kinder befanden sich dann auch lauter Vorfreude auf 11 Stunden Schlaf in ihren Betten. Die weniger schlafbedürftigen schaffen es sogar am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang vor die Hütte, der Rest versammelte sich nach und nach am Frühstückstisch. Nach entspannter Nahrungsaufnahme mit frischem Kaffee machte sich der Fußbus auf durch die Birgkar, den Rachen des Hochkönigs, Richtung Auto. Bei der Schneefeldabfahrt sicherte sich Fichte die besten Haltungsnoten und gewinnt so den Abrutschcup. Trotz Überschreiten der 200.000 km – Marke und dementsprechender Feier brachte uns der Sharan sicher nach Hause, Und es wenn es mal eng wurde: einfach Durchriegeln! Auf diese geile Tour und eine super Orga von Tobi ein lautes und kräftiges Jolidüüüü!