2018 – Einsteigerhochtour Similaun

Aus der Sicht eines Frischlings: Es gibt echt verrückte Leute und richtig schicke Berge. Zusammen wird daraus dann, mit ein wenig Wetterglück, eine sau coole Hochtour!

Wir waren zwei Tage unterwegs, sind Samstag in aller Herrgottsfrüh aus Karlsruhe und München aufgebrochen und haben uns gegen 10 Uhr in Vent getroffen. Die Sonne meint es diesmal wirklich gut mit uns; es verspricht ein grandioser Tag zu werden. Alle in bester Laune und in voller Montur, geht es los den Berg rauf. Natürlich vergessen ein paar sich direkt unten einzucremen, ich meine wozu auch, so stark ist die Sonne ja noch nicht (hust)… Mit Skihochtourenhose ist es dann allerdings doch ein bisschen warm, aber egal, lieber mal das schöne Wetter genießen. Von Vent aus verläuft ein 13km langer Weg zur Similaunhütte, die auf etwa 3000m liegt. Minus die 1800m, auf denen Vent liegt, macht das 1200m Anstieg am 1. Tag. Klingt viel, aber auf die Distanz stieg es für den Großteil des Weges recht sachte an. Die letzten 3km geht es dann noch ein bisschen steiler den Berg rauf.

Die Gruppe ist recht bunt gemischt, einige kennen sich, andere schließen neue Bekanntschaften. Alle unterhalten sich aber definitiv gut und munter, auf 13km Weg gibt es dazu ja auch haufenweise Möglichkeiten. Nur das mit den Namen ist immer etwas schwierig, aber man kommt auch ohne ganz gut zurecht. Wir laufen also so gemütlich ans Ende des Tals, als urplötzlich, direkt vor dem letzten steilen Anstieg, ein kleiner, glasklarer Bergsee zu unserer Rechten auftaucht. Uhuuu – da kommen einem ja gleich Gedanken in den Kopf…! Die anderen sind schon vorgerast, während wir drei Nachzügler beschließen uns nicht zu eilen. Und da dachten wir so „Ach, da könnte man ja kurz reinspringen.“ War sowieso niemand anders da, die Sonne scheint, wir haben noch nicht mal mehr 100hm vor uns, nichts hält uns auf. Das Wasser ist dann so richtig kalt, doch der Sprung ins kalte Wasser tut verdammt gut. Erfrischt und durch ein Milchbrötchen gestärkt, legen wir den letzten Anstieg zur Hütte zurück.

Auf der Hütte angekommen – es ist eine grandiose Sicht von da oben auf den Gletscher – beschließen wir, dass die schmale Holzterrasse mit absteigender Treppe genau der richtige Ort ist, um Spaltenbergung zu trainieren. Und ich muss sagen, ich habe es noch nie so kompliziert bewerkstelligt jemandem die Treppe hoch zu helfen. Spaß bei Seite (nicht ganz, lustig war’s immer noch) – wir haben alle was gelernt. Auch die, die’s schon können, denn Wiederholung ist wichtig und man vergisst immer Dinge. Ist ja auch nicht so, dass man das oft anwenden würde, was so generell gesehen ja ganz gesund (und sicherlich vegan) ist. Den Abend verbringen wir mit Essen und noch mehr Essen und Spiele spielen und nächste Touren ausklügeln. Ein paar der unsrigen bemerken ihre leicht geröteten Wangen, man erinnert sich wieder an den guten Vorsatz sich vor(!) dem Loslaufen einzucremen. Das Essen ist reichlich, das Spiel besteht aus Karten und die nächste Tour ist wohl eine Skitour – es wintert bestimmt bald. Zufällig gibt es da eine direkt in der Nähe, die zufällig auch über den Similaun verläuft. Wir werden sehen, was der nächste Frühling so bringt…

Einige gehen früh zu Bett (weil wenig geschlafen), andere können den unglaublich schönen Sternenhimmel bewundern, der sich Nachts über den Bergspitzen öffnet.

Wir stehen um 6 auf, um gegen 7 loszustapfen. Eigentlich hatten wir überlegt zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen, allerdings war uns dann das Risiko kein Frühstück zu bekommen doch etwas zu hoch (wir haben ja schließlich auch genug dafür bezahlt). Nach einem kurzen Weg über groben Schotter stülpen wir unsere Steigeisen über und ketten- äh seilen uns in zwei Seilschaften an. Wie Sklaven des Bergsports laufen wir.. – nein das ist das falsche Bild, Sport macht ja Spaß. Wir hüpfen also elegantest in unsere Klettergurte und flechten engelhafte (aber immer noch stahlharte) Knötchen, samt Bremsknötchen, und stellen uns ganz stromlinienförmig und aerodynamisch an der Bergflanke auf, um dann in perfektem Abstand den Berg hochzutänzeln. So literarisch hier… machen wir doch gleich weiter: Der Gletscher ist wunderschön, sanft gewölbt liegt er auf der Bergflanke, teils durchzogen von kleinen Spältchen (jaa, man muss nicht alles verniedlichen, aber süß waren sie schon). Nach etwa einer halben Stunde auf der Schattenseite des Leb-also Berges, laufen wir raus in die Sonne. Ist schon kräzi schön hier oben!! Und es verspricht ein weiterer grandioser Tag zu werden! Da die Sonne jetzt nicht nur von oben, sondern auch von unten scheint, cremen wir uns alle fleißig ein. Wird auch schon wieder ziemlich warm. Gletscherbrillen sind ein Muss, hat auch jeder, ohne würde man vermutlich blind, so hell ist es.

Das letzte Stück geht es eine kleine, steinige Zipfelmütze hinauf, diesmal ohne Seil. Die Aussicht wird immer schöner, zu den ersten hundert Bildern gesellen sich ein paar weitere Tausend. Man kann aber auch wirklich weit sehen. Auf dem Gipfel wartet dann die Meute (Fotograf kommt immer zum Schluss, jaja), endlos glücklich über die fette Aussicht und diesen HAMMER GEILEN Tag. Schoki und Milchbrötchen werden gezückt, Sonnencreme auch, die Meute snackt und staunt, neue Profilbilder entstehen am laufenden Band, ein jemand macht ein wenig Unsinn (der geübte Leser wird erraten können wer), the world is a happy place. Viel zu schnell beschließt Irgendjemand, dass es jetzt Zeit ist wieder runter zu laufen. Da wir jetzt wissen wie die Spalten von oben aussehen, beschließen wir jetzt direkt drüber zu laufen. Immer schön angeseilt geht es mit großen Schritten und anmutigen Sprüngen durch die Spaltenlandschaft. Die Pirouette auf der Schneebrücke haben wir zwar gelassen, aber die Unvernunft eines kurzen Fotos musste dann doch sein. Auf der nicht mit Spalten durchzogenen unteren Hälfte des Gletschers fängt plötzlich der Frontmann einer der Seilschaften an zu rennen, nur sind wir ja alle angeseilt. Also rennt die gesamte Seilschaft kurz den Berg runter – ich muss zugeben, das war schon ziemlich „woooohoooo..!!!“-nett. Es gibt wohl Schuhe mit Spikes dran, extra dafür, für den interessierten Leser. Nach keiner kurzen Pause auf der Hütte geht es direkt auf den Heimweg. Ein gewisser Jemand (der geübte Leser erinnert sich an vorhin) hat seinen Kram vergessen und rennt also nochmal kurz den Berg hoch und wieder runter. Am Bergsee warten die Anderen und diesmal ist die fehlende Eile doch so groß, dass selbst die Härtesten unter uns nicht dem, einem wahren Bergmenschen angeborenen, Drang sich ins eiskalte Wasser zu werfen, widerstehen können. Wieder entfällt die Pirouette, dafür gibt es 1A-Kopfsprünge. Die ganz besondere Mimik fehlt nicht einen ordentlichen Unterhaltungswert zu liefern. Nach weiteren Milchbrötchen und, dank kurzem Eisbad wieder gefrorener, Schokolade (noch mit weichem Kern), geht es gemütlich die restlichen vielen Kilometer zurück nach Vent. Die Sonne prallt noch immer, das Eincremen vergisst heute niemand.

Gegen 3 Uhr sind wir zurück am Auto und ziehen uns mit genüsslichen Seufzern die Schuhe von den Füßen. So manch Eine(r) hat Blasen, doch so richtig erschöpft sind wir nicht. Nach einem kurzen „Wer hat die letzte Eisschraube geklaut? – Ich nicht!“ verabschieden wir uns bis zum nächsten Mal (d.h. übersetzt, dass besagte Touren schon fest in den Köpfen verankert sind). Die Heimfahrt bringt außer ein wenig Stau am Fernpass keine Sonderlichkeiten mit sich.

Fazit – was für ein geiles Wochenende!! Nur ein bisschen zu kurz, aber das haben die meisten Touren so an sich. Besagte Person (me), wurde auf jeden Fall stark inspiriert und wird so langsam im Herzen ein wahrer Powder.

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