2014 – Transalp ­ “Dann samma halt hochgefahren”

Einmal mit dem Mountainbike über die Alpen radeln – Über Stock und Stein,
durch tiefen Matsch und über groben Fels, bei Regen und Sonnenschein
machte sich Mitte August eine kleine Gruppe von Powders auf den Weg in
Richtung Süden.
Die Anfahrt gestaltete sich zunächst unspektakulär bis wir den Arlbergpass
erreichten, wo wir bei Dunkelheit und unendlich dichtem Nebel mit dem „Try
and Error“ Prinzip durchs Nichts fuhren. Durch vorheriges exaktes Spotten
eines Sägewerkes auf Google Earth lotste uns das Naiv direkt zu unserem
Übernachtungsplatz. Nach dem Zeltaufbauen bei strömendem Regen
wollten wir den Abend gemütlich am Grill ausklingen lassen, jedoch machte
uns der Einmalgrill einen Strich durch die Rechnung. Erst nach einem
grundlegenden Grilltuning konnten wir Speis und Trank genießen. Die Nacht
gestaltete sich nass, kuschlig und eng.

140817-PP-Soca-Transalp

 

 

Am nächsten Morgen ging es bereits um Neun Uhr in den ersten Anstieg.
Erstes Zwischenziel war die Heilbronner Hütte, welche einigen Powders
bereits von der Silvesterskitour bekannt ist. Nach einer rasanten Abfahrt gab
es bereits den ersten Defekt am Schuh, welcher aber beim nächste
Radladen schnell wieder behoben werden konnte. Da Feiertage leider keine
Rücksicht auf Alpen überquerende Radler nehmen wurden die Rucksäcke in
Ischl erstmal mit Essen für zwei volle Tage beladen. Vom schweren
Rucksack gebremst ging es in einen brutalst Steilen Asphaltanstieg hinauf
zum Fimberpass. Nach einer Weile Strampeln in immer wiederkehrenden
Regenschauern und einigen Flussüberquerungen kam es zu einem
überraschenden Grenzübertritt. Völlig unerwartet befanden wir uns plötzlich
in der Schweiz. Die große Frage war nun, ob auf der, für die Übernachtung
vorgesehenen Heidelberger Hütte, übertrieben hohe Schweitzer Preise zu
erwarten wären. Zum Glück ist die Heidelberger Hütte die einzige Hütte des
deutschen Alpenvereins in der Schweiz. So konnten wir auf der Hütte einen
Festschmaus aus Spätzle, Gulasch und Kaiserschmarren genießen. Nach
einer Runde Mau­Mau gingen wir bereits um 19 Uhr mit unendlicher
Müdigkeit ins Bett. Die Nacht im Bettenlager verdiente die Bezeichnung
„Premium“.
Sparfüchse wie wir sind, wurde nur Milch vom Hüttenwirt geschnorrt und
dann im Trockenraum gefrühstückt. Bei 4°C bestritten wir den Fußmarsch
auf den Fimberpass. Zunächst von einem kurzen Graupelschauer überrascht
konnten wir erstmalig ein paar Minuten Sonne auf dem Gipfel genießen. Die
Abfahrt auf der anderen Seite stellte sich als wahre Super­Trail­Abfahrt
heraus. So lange bis Jan’s Kettenführung versagte. Während Das Rad
wieder fit gemacht wurde konnten auch einige zumindest gefühlt
Ultranahaufnahmen von Murmeltieren gemacht werden. Von anderen
Radlern auf eine Wegsperrung hingewesen setzten wir unseren Weg fort. An
dieser Stelle noch ein Tip an alle Alpenüberquerer: Niemals anderen Bikern
trauen, immer auf das Navi hören! Die Sperrung stellte sich als nicht
vorhanden heraus. Im Tal angekommen erwartete uns ein großer Schock
am Eingang zum Val d’Uina. Der einzige Weg durchs Tal war wegen
Unwetterschäden komplett gesperrt. Nach dem Ausschließen sämtlicher
Alternativrouten und dem Beratschlagen mit einer anderen Gruppe von
Bikern entscheiden wir uns das Risiko einzugehen das Tal trotzdem zu
befahren. Glücklicherweise konnten uns nach einigen Metern Wanderer
bestätigen dass der Erdrutsch übertragen werden konnte. Trotzdem konnte
der riesige Erdrutsch nur mit Hilfe von 3 netten Baggerfahrern überklettert
werden. Immer wieder waren Teile des Weges weggebrochen sodass der
Einstieg insgesamt relativ mühsam war. Glücklicherweise konnten wir aber
ein kleines Sonnenloch für die Mittagspause nutzen. So erreichten wir bald
die Danger­Zone des Val d’Uina. Klettersteigartig ging es durch eine extrem
steile Felswand in die ein nur maximal ein Meter breiter Weg gesprengt
wurde. Neben dem Weg ging es mehrere hundert Meter in die Tiefe. Durch
ein enges Nadelöhr erreichten wir dann nach einigen Stunden ein kirgisisch
anmutendes Hochplateau. Dann geile Schokipause ­> geil. Anschließend
sind wir schnell wieder ins Tal gedüst um dort noch vor der Dunkelheit einen
Übernachtungsplatz zu finden. Ohne viel Suchen stellte uns ein netter Bauer
seine Wiese und Biergarnitur zur Verfügung. Nur die langwierige
Wassersuche gestaltete sich qualvoll. Wie immer war auch spätestens um
21 Uhr der letzte Radler am schlummern.
Das Höhenprofil prophezeite für den nächsten Tag nichts Gutes. Aufgrund
des hohen Schieben/Tragen Anteils würde der Tarscherpass bald auf
„Todespass“ getauft. Auch durch einen vermeintlichen Mega­Shortcut
konnte der Anstieg nicht verkürzt werden. Von dem naiven Hinweis der
Hüttenwirtin „45 Minuten seits ihr drüber“ geblendet, kämpften wir uns noch
weitere zwei Stunden in die Höhe. Völlig erschöpft erreichten wir so einen
verlassenen Kuhstall 150 Meter unter dem Gipfel. Die erwartete Heizung des
Stalles durch Kühe blieb leider aus, sodass die Nacht auf ca. 2000m
arschkalt wurde.
Von einem ausgiebigem Porrage Frühstück im Schlafsack gestärkt
wuchteten wir unsere Fahrräder über den gefrorenen Boden in der
Morgensonne die letzten Höhenmeter zum Gipfel. Die Abfahrt war leider nur
teilbar befahrbar und der so sehnlich erwartete 10 ­ 15km lange Trail
entpuppte sich als qualvolle dreistündige Schiebepassage. Im Tal suchten
wir uns dann ein nettes Plätzchen in einer Apfelplantage.
Wie jeden Morgen klingelte der Wecker um 5:57 Uhr. Aus Angst vor der
bedrohlich schnell heranrückenden Spritzmaschine machten wir uns sehr
schnell auf den Weg. Zunächst auf Asphalt, dann über Schotter durch einen
kalt­schwülen menschenleeren Wald. Nach viel Schinderei wurden wir aber
wieder mit einem spektakulären Panorama­Trail belohnt. erstmalig bewiesen
sich Shortcuts als tolle Trailstücke und so waren wir schnell unten am
Kalterer See. Kurz vor dem lang ersehnten Sprung ins kalte Nass des
Kälterer Sees hatten wir noch mit 3 Platten bei Jonas, einem
Satteltaschendefekt und einem beinahe Hinterradverlust bei Fabi zu
kämpfen. Da der komplette See eingezäunt war konnten wir uns nur über
einen Campingplatz an das Seeufer schmuggeln. Nach einem ausgiebigem
Bad zogen wir weiter nach Kaltern um dort eine Fressorgie einzulegen und
den Tag bei einer weiteren Fressorgie auf einem Kinderspielplatz ausklingen
zu lassen. Die Spielplatzhütte erwies sich als äußerst komfortables
Übernachtungsdomizil, sodass wir am nächsten Tag ganz entspannt die
Rückreise nach Karlsruhe antreten konnten.

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